Schleifi hat geschrieben:Nehme bitte keinen superbilligen Helm. So übern Daumen gepeilt, solltest Du von allem was sich unter 200 Euro bewegt...
habe mir gerad einen Shoei XR1000 (Vorgängermodell) neu und originalverpackt für 179,-- geschossen. Die haben wohl auch noch welche. Nicht ganz der Stand des neuen XR 1100, der Kostet aber so etwa ab 450,-- aufwärts (was vorher der XR 1000) gekostet hat. Man kann also auch günstig kaufen.
Immer alles eine Frage von "was ist mir wichtig"!
In dem Fall: was sind Haut und Knochen wert. Textil ist in jedem Fall komfortabler, Leder in jedem Fall sicherer (zumindest beim Stand der heutigen Technik).
Schon mal einen Rennfahrer in Textil gesehen? Schon mal den ADAC-Verschleißtest (Video) angesehen? Meine feste Überzeugung ist: was nutzt bequem, wenn man - ganz bequem - mit 120 Sachen die Popobremse ziehen muss? 'N Ex-Kumpel von mir und langjähriger Nordschleifen-Tiefflieger geht Sonntagsmorgens mal kurz mit'm Moped Zigaretten holen: Textiljacke und (ok: nur) Jeans, dafür aber auch nur 50 km/h und ihm bekannte Straßenbahngleise... Weiß nicht mehr, wie lange der auf dem Bauch schlafen musste.
Will jetzt nicht übermäßig dramatisieren (oder doch
) aber sicherheitstechnisch gibt's aktuell keine Alternative zu Leder.
Aber auch bei Leder gibt's noch Unterschiede: Lederdicke und der damit verbundene Abriebwiderstand. Sicherheitsausstattung (Protektoren: welche/welches Material/wieviele/an welchen Stellen...usw. ) und auch die Passform spielt mit: sie sollte "saugend" sitzen, was den Einstieg etwas gewöhnungsbedürftig macht aber was nutzen Dir die Knieprotektoren, wenn sie im Nutzungsfall in der Kniekehle sitzen? Also der Anzug sollte passen! Auch das wird über den Preis geregelt, es gibt die von der Stange und die, die angepasst werden. Was immer gilt: Bei Zweiteilern (was anderes ist bei privater Nutzung wenig sinnvoll) müssen Ober- und Unterteil am besten umlaufend mit einander verbunden werden.
Die Kombi sollte aber auch ein Mindestmaß an Komfort bieten. Mögliche Außstattungsvarianten sind:
- Dehnbereiche/Textil auf Innenseiten der jeweils oberen Gliedmaßen: verbessert die Beweglichkeit und schafft einen gewissen Klimaaustausch
- Schweiß-/Geruchsneutralisierendes Innenfutter
- Reflektierende Außenbeschichtung gg. intensive Sonneneinstrahlung.
Wenn möglich sollten auch einige Taschen dran sein, damit Du auch Geldbörse, Handy u. Co. unterbringen kannst.
Auch der Komfort hat einen Sicherheitsaspekt. Wer nämlich weniger schnell ermüdet ist länger auf der sicheren Seite, insbesondere bei der 500 km Rollbahnanfahrt im August und beim Urlaubsstau.
Für alle anderen Bekleidungsteile gilt Ähnliches.
Z. B. Helm:
Verbundwerkstoffe halten länger als Thermoplaste. Weisen wohl auch meist die bessere Sicherheitsausstattung auf. Am allerwichtigsten in diesem Fall ist die Passform:
Kein Spiel beim Sitz, wenn Du den Kopf schüttelst, darf sich da nichts beweggen und der Helm darf sich bei geschlossenem Kinnverschluss weder über den Hinterkopf noch über's Kinn abstreifen lassen. Probier diverse Helmhersteller und -modelle aus und die zwei, drei passendsten lässt Du im Laden mal 20 Minuten auf dem Kopf. Derjenige, der dann am wenigsten drückt, ist die erste Wahl. Komfort ist auch hier zusätzliche Sicherheit: Aerodynamik in Form von Geräuschverhalten und Zug am Kopf bei hohen Geschwindigkeiten, insbesondere, wenn man dann noch versucht, den Kopf einmal zur Seite zu drehen. Der leiseste oder der, der bei Topspeed am wenigsten reißt und ruckelt ist hier die erste Wahl. Wenn's Dir bei hohen Geschwindigkeiten den Helm nach hinten vom Kopf zieht ist das natürlich das 'Out' für diesen Helm. Auch nicht zu verachten ist eine gute, zugfreie Belüftung. Es sollte insbes. bei hohen Geschwindigkeiten möglichs wenig Unterdruck im Helm entstehen, weil das die Atemqualität und damit wieder die Fitness beeinflusst. Ebenfalls ein Ermüdungskriterium ist das Gewicht des Helms. Ausnehmbare und waschbare Innenfutter verbessern auf Dauer den Müffelfaktor, ggf. kann man die auch tauschen, sollten Sie "ausleiern". Auf alle Fälle steht nach dem "Testtragen" im Laden eine Probefahrt mit Topspeedmöglichkeit (Rollbahn) auf der Aktionsliste! Weitere Gimmicks sind: Gutes Sichtfeld, Platz zwischen Kinnschutz und Kinn, kein Beschlagen bei Feuchte und evt. Sonderausstattung wie ein eingebauter Sonnenschutz...
Handschuhe: (wie überlall) 'saugender' Sitz. Am besten vorgekrümmte Ausführung, das vermeidet/vermindert Faltenbildung in der Innenhand und damit keine Störungen im Griffgefühl (sch*, wenn der Gasgriff sich unterm Handschuh bewegt). Sicherheitsausstattung: Handballenschutz, Handkantenschutz, Knöchelschutz. Ring- und kleiner Finger dürfen miteinander verbunden sein, letzterer dreht nämlich beim Sturz ohne Unterstützung leicht weg. Sehr sinnvoll: zusätzlich oder besser: eingebauter Nässeschutz. Ausprobieren: das "taktile" Gefühl sollte gut sein. Da Du kein Klavier mit denen spielen sollst, dürfen sie getrost etwas steifer sein, meist unumgänglich, wenn viel Sicherheit verbaut ist.
Stiefel: Gute Sicherheitsausstattung mit noch halbwegs vorhandener Beweglichkeit: durchdringungssichere Sohle, Gleiches gilt für den Zehenbereich (ähnlich wie Arbeitsschuhe). Seitliche Knicksteifigkeit und Protektoren im Sprunggelenk sowie Protektoren im unteren Schienbeinbereich. Die Sohle sollte resistent gg. Benzin u. ä. und rutschsicher sein. Eingebauter Nässeschutz ist mehr als sinnvoll.
Innere Werte: gut ist Klima-Unterbekleidung. Noch besser solche mit Kompressionswirkung. Beide unterstützen den Körper auf "Mördertouren" (Autobahnstau bei >40° C) und verringern die körperliche Ermüdung.
Hab ich Alles?
Du wirst wohl an der einen oder anderen Stelle Kompromisse machen, ich wünsche Dir eine gute Wahl.