Fahrwerk und Fahrsicherheit
Verfasst: 05.06.2008, 11:54
Ich wundere mich schon eine Weile, daß eine ganz spezifische Diskussion nicht von selbst in Gang kommen will, weshalb ich jetzt mal die Initiative in die Hand nehme: Fahrwerk und Fahrsicherheit.
Die jüngsten Ereignisse im Harz mit insgesamt vier (!) Abflügen an einem Wochenende haben gezeigt, daß Handlungsbedarf gegeben ist. Zwar ist niemandem ernshaft körperlich was passiert - das schlimmste waren ein paar gebrochene Rippen - aber da war wohl auch Glück im Spiel, und das muß so nicht bleiben.
Der größere Teil der technischen Diskussion hier im Forum geht um "Mein Motor läuft nicht ordentlich. Was soll ich machen?". Das ist in Ordnung so. Wir alle wollen als erstes, daß sich die Karre überhaupt bewegt.
Aber direkt danach auf Platz 2 der Hitliste folgen Beiträge zu Lackier- und Umbauarbeiten, Heckhöherlegung, 4in1-Anlage etc. Das Thema Fahrwerk wird kaum beachtet. Für mich ist das erstaunlich. Denn in meinem motorradfahrerischen Selbstbild rangiert Fahrsicherheit weit weit vor Optik und "nice to have". Klar, für Optik und "nice to have" bin ich auch zu begeistern, aber die Prioritäten sollten gewahrt bleiben.
Wenn man so rumhört, bekommt man oft die Meinung zu hören: "So grenzwertig fahre ich eigentlich gar nicht. Da brauche ich kein super-high-end-Fahrwerk und will dafür auch kein Geld ausgeben."
Ich halte diese Auffassung schlicht für falsch und gefährlich. Bei zumindest zwei der oben zitierten Abflüge wurde von den Fahrern und auch von den Beobachtern berichtet, daß kurz vor dem Abgang heftig gebremst wurde, und daß dann die Fuhre unbeherrschbar wurde. In beiden Fällen war eher eine moderate Geschwindigkeit im Spiel. Von Raserei keine Rede. Über fahrerische Selbstüberschätzung wurde schon viel diskutiert. Es ist aber auch ganz klar, wenngleich wenig beachtet, daß Fahrwerksunruhe die brenzlige Situation schlußendlich unrettbar gemacht hat. Es ist aus meiner Sicht nahezu sicher, daß beide fraglichen Abflüge durch ein ordentliches Fahrwerk hätten vermieden werden können.
Wir müssen uns eine Sache unbedingt vor Augen halten: Auch wenn wir zu den moderaten Fahrern zählen, kommt über kurz oder lang die unvorhergesehene Situation, in der wir voll in die Eisen langen müssen, und bei der möglicherweise auch noch Kurvenlage im Spiele ist. Auch wenn sich dabei alles bei gemäßigten Geschwindigkeiten abspielt, wird das Fahrwerk in einer solchen Situation heftig gefordert. Wenn dann das Fahrwerk wegen Verschleiß/Überalterung oder schlechter Einstellung seinen Dienst nicht ordentlich tut, kann das uns allen, auch den Nicht-Heizern, den fahrerischen Exitus bringen.
Eine weitere Sache, die gerne vergessen wird: Die ZZR wird seit zwei Jahren nicht mehr gebaut und ist nur noch auf dem Gebrauchtmarkt erhältlich. Alle ZZRs sind schon mehr oder weniger in die Jahre gekommen. Mein eigenes Exemplar ist stolze 18 Jahre alt. Der Durchschnitt dürfte bei +/- 10 Jahren liegen. Kein Federbein dieser Welt leistet in einem Alter von 10 Jahren noch ordentliche Arbeit, erst recht nicht bei Laufleistungen von 50Tkm oder mehr. Experten sagen, daß eine Dämpfungsölfüllung schon nach etwa 20Tkm ausgetauscht werden sollte.
Zusammengefasst ist selbst für den "Otto-Normal-Fahrer" Handlungsbedarf gegeben. Ein gutes Fahrwerk ist keineswegs eine Pflichtausstattung nur für die Heizerfraktion. Mädels und Jungs, geht mal in Euch, schaut Euch Euren Ofen an, stellt Euch die Frage, wie alt Eure Fahrwerkskomponenten sind und vieviel Kilometer sie gesehen haben. Und dann stellt Euch die Frage, wieviel Euch Euer Leben wert ist.
Eine Überholung des Fahrwerkes in einen betriebssicheren Zustand muß nicht zwingend ein Vermögen kosten. Alte Federbeine können von einer Fachwerkstatt für überschaubares Geld wieder zum Leben erweckt werden. Sowas geht beispielsweise bei Franz Racing für ca. 160,- EUR, siehe auch "Austauschfederbein". Wer was Neues und Betriebssicheres haben will und nicht gerade zur Super-Heizer-Fraktion gehört, ist mit einem Wilbers-Eco-Line für kaum mehr als 300,- EUR sicherlich bestens bedient. Auch der Austausch des Gabelöls und/oder der Gabelfedern ist keine Hexerei (Siehe Tutorium Gabelfedern / Gabelöl). Und wenn es um die etwas knifflige Einstellung geht, helfen wir gerne (siehe Zauberers Fahrwerks-Tutorium).
Ich musste das jetzt mal loswerden, weil ich nicht mit ansehen kann, daß wir mit 100 Pferden auf zwei Rädern unterwegs sind, aber solchen lebenswichtigen Grundlagen kaum die nötige Beachtung schenken. Ich hoffe, hiermit den einen oder anderen wach zu rütteln und bin mal auf Eure Reaktion gespannt.
Die jüngsten Ereignisse im Harz mit insgesamt vier (!) Abflügen an einem Wochenende haben gezeigt, daß Handlungsbedarf gegeben ist. Zwar ist niemandem ernshaft körperlich was passiert - das schlimmste waren ein paar gebrochene Rippen - aber da war wohl auch Glück im Spiel, und das muß so nicht bleiben.
Der größere Teil der technischen Diskussion hier im Forum geht um "Mein Motor läuft nicht ordentlich. Was soll ich machen?". Das ist in Ordnung so. Wir alle wollen als erstes, daß sich die Karre überhaupt bewegt.
Aber direkt danach auf Platz 2 der Hitliste folgen Beiträge zu Lackier- und Umbauarbeiten, Heckhöherlegung, 4in1-Anlage etc. Das Thema Fahrwerk wird kaum beachtet. Für mich ist das erstaunlich. Denn in meinem motorradfahrerischen Selbstbild rangiert Fahrsicherheit weit weit vor Optik und "nice to have". Klar, für Optik und "nice to have" bin ich auch zu begeistern, aber die Prioritäten sollten gewahrt bleiben.
Wenn man so rumhört, bekommt man oft die Meinung zu hören: "So grenzwertig fahre ich eigentlich gar nicht. Da brauche ich kein super-high-end-Fahrwerk und will dafür auch kein Geld ausgeben."
Ich halte diese Auffassung schlicht für falsch und gefährlich. Bei zumindest zwei der oben zitierten Abflüge wurde von den Fahrern und auch von den Beobachtern berichtet, daß kurz vor dem Abgang heftig gebremst wurde, und daß dann die Fuhre unbeherrschbar wurde. In beiden Fällen war eher eine moderate Geschwindigkeit im Spiel. Von Raserei keine Rede. Über fahrerische Selbstüberschätzung wurde schon viel diskutiert. Es ist aber auch ganz klar, wenngleich wenig beachtet, daß Fahrwerksunruhe die brenzlige Situation schlußendlich unrettbar gemacht hat. Es ist aus meiner Sicht nahezu sicher, daß beide fraglichen Abflüge durch ein ordentliches Fahrwerk hätten vermieden werden können.
Wir müssen uns eine Sache unbedingt vor Augen halten: Auch wenn wir zu den moderaten Fahrern zählen, kommt über kurz oder lang die unvorhergesehene Situation, in der wir voll in die Eisen langen müssen, und bei der möglicherweise auch noch Kurvenlage im Spiele ist. Auch wenn sich dabei alles bei gemäßigten Geschwindigkeiten abspielt, wird das Fahrwerk in einer solchen Situation heftig gefordert. Wenn dann das Fahrwerk wegen Verschleiß/Überalterung oder schlechter Einstellung seinen Dienst nicht ordentlich tut, kann das uns allen, auch den Nicht-Heizern, den fahrerischen Exitus bringen.
Eine weitere Sache, die gerne vergessen wird: Die ZZR wird seit zwei Jahren nicht mehr gebaut und ist nur noch auf dem Gebrauchtmarkt erhältlich. Alle ZZRs sind schon mehr oder weniger in die Jahre gekommen. Mein eigenes Exemplar ist stolze 18 Jahre alt. Der Durchschnitt dürfte bei +/- 10 Jahren liegen. Kein Federbein dieser Welt leistet in einem Alter von 10 Jahren noch ordentliche Arbeit, erst recht nicht bei Laufleistungen von 50Tkm oder mehr. Experten sagen, daß eine Dämpfungsölfüllung schon nach etwa 20Tkm ausgetauscht werden sollte.
Zusammengefasst ist selbst für den "Otto-Normal-Fahrer" Handlungsbedarf gegeben. Ein gutes Fahrwerk ist keineswegs eine Pflichtausstattung nur für die Heizerfraktion. Mädels und Jungs, geht mal in Euch, schaut Euch Euren Ofen an, stellt Euch die Frage, wie alt Eure Fahrwerkskomponenten sind und vieviel Kilometer sie gesehen haben. Und dann stellt Euch die Frage, wieviel Euch Euer Leben wert ist.
Eine Überholung des Fahrwerkes in einen betriebssicheren Zustand muß nicht zwingend ein Vermögen kosten. Alte Federbeine können von einer Fachwerkstatt für überschaubares Geld wieder zum Leben erweckt werden. Sowas geht beispielsweise bei Franz Racing für ca. 160,- EUR, siehe auch "Austauschfederbein". Wer was Neues und Betriebssicheres haben will und nicht gerade zur Super-Heizer-Fraktion gehört, ist mit einem Wilbers-Eco-Line für kaum mehr als 300,- EUR sicherlich bestens bedient. Auch der Austausch des Gabelöls und/oder der Gabelfedern ist keine Hexerei (Siehe Tutorium Gabelfedern / Gabelöl). Und wenn es um die etwas knifflige Einstellung geht, helfen wir gerne (siehe Zauberers Fahrwerks-Tutorium).
Ich musste das jetzt mal loswerden, weil ich nicht mit ansehen kann, daß wir mit 100 Pferden auf zwei Rädern unterwegs sind, aber solchen lebenswichtigen Grundlagen kaum die nötige Beachtung schenken. Ich hoffe, hiermit den einen oder anderen wach zu rütteln und bin mal auf Eure Reaktion gespannt.