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Tausch des Steuerkopflagers

Verfasst: 02.07.2010, 16:25
von Asgard
Tutorium
Tausch des Lenkkopflagers gegen eins von Emil Schwarz

Wieso, weshalb, warum:
Ein möglicher Grund für Fahrwerksunruhen ist das Spiel im Lenkkopf. Dieses Spiel beträgt bereits bei Neufahrzeugen bis zu 0,1 mm. Nur mit den Präzisionslagern von Emil Schwarz können diese Toleranzen eliminiert werden. Vorteile bei diesen Lagern sind:
Keine Toleranz zwischen Innenring und Rohr.
Formschlüßige Verbindung zwischen Lenkrohr, Lager und Gabelbrücke.
Konterung sämtlicher Komponenten zueinander

Ich habe ausserdem schon bei entlastetem Vorderrad gemerkt, dass mein Lenker schon ganz leicht in bestimmten Stellungen einrastete. Auch dann wird es höchste Zeit das Ding zu wechseln.

Werkzeug:
neben dem Standardwerkzeug
braucht man ausserdem Aceton oder ähnliches um das alte Fett zu entfernen.
Schmirgelpapier oder Leinewand 120er Körnung
einen guten Messschieber um die Gabelholme einzumessen
einen Drehmomentschlüssel 20-100 NMm
Wasserfestes/abweisendes Lagerfett

Da ich eine Heckhöherlegung verbaut hab, musste ich den Hauptständer kräftig unterbauen um später genug Freigängigkeit am Vorderrad zu haben.
Zum Glück hab ich damals an meiner Hebebühne Ösen für Gurte angebracht, womit ich das Hinterrad kräftig nach unten zerrte.

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Die komplette Front wurde demontiert, ist vielleicht nicht unbedingt nötig, aber ich brauch halt ein bissle Platz zum Werken.

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Die obere und untere Lagerschale kann man ganz leicht mit einem Schraubendreher und Hammer rausschlagen. Die Ansetzpunkte sind ganz genau zu erkennen (rot umrandet), immer schön im Wechsel klopfen, damit nichts verkantet.

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Danach, was im oberen Bild gut zu erkennen ist, komplett die Farbe entfernen.
Das geht am besten mit Schmirgelleinwand. Dadurch raut man auch gleich die Wände fürs spätere Einkleben auf. Es ist wichtig zu kontrollieren, ob an den Wänden vom ersten Lagereinbau ein Grad aufgeschoben wurde. Wenn ja, muss dieser entfernt werden.

Am schwersten ist es das Festlager von der unteren Gabelbrücke zu entfernen. Für mich in meiner Werkstatt unmöglich. Mein Arbeitskollege, ein professionellerer Schrauber als ich, hat mir dabei geholfen. Er hat mit seiner Presse einfach das Rohr durch die untere Gabelbrücke und Lager gedrückt. Seine Presse zeigte knapp 11 Tonnen Pressdruck an, als sich das Rohr löste. Danach das Rohr wieder fix in die Gabelbrücke zurück und fertig, dauerte keine 5 min.
Eine Alternative kann ich hier nicht anbieten.

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Die untere Gabelbrückewurde anschließend gesäubert und über Nacht in den Tiefkühlschrank gelegt. Das neue Lager am Morgen im Backofen auf 80 Grad erhitzt. Bei dieser Temperatur geht der Kunststoff nicht kaputt. Dann einfach das Lager auf die Gabelbrücke setzten. Vorsicht beim aufsetzten. Nicht verkanten und Hände nicht verbrühen.

Bevor die Lagerschalen eingeklebt werden können, sollte deren Sitz kontrolliert werden. Sind die Schalen ganz in der Bohrung drin, sollten sie sich leicht drehen lassen. Wenn nicht, wird irgendwo Druck auf die Schale ausgeübt, was nicht sein darf. Also nachschmirgeln bis sie ganz leicht Spiel haben.
Lageschalen und Bohrungen mit Azeton oder ähnlichem säubern. Die Teile sollen auch min. eine Temperatur von 18 Grad haben.(Wichtig für den Kleber)
Die obere Lagerschale und Bohrung gut mit Lagerkleber bestreichen.

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Obere Lagerschale einsetzen und leicht ca 10mm hin und herdrehen. Nach ca 10min, je nach Temperatur, sollte die Lagerschale fest sein. Überschüssigen Lagerkleber wegwischen.
Bei der unteren Lagerschale funktioniert das ähnlich. Nur, dass ich die Schale mit einem Expander und einer alten Lagerschale am raus fallen gehindert hab.

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Jetzt alles kräftig einfetten, wichtig ist wasserabweisendes Fett. Es ist gut wenn es bei der Montage überall rausquillt und gut abdichtet.

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So jetzt das ganze montieren und die obere Lagerschale mit 3-5 Nm festziehen. Das ist total wenig, erreicht man bei der grossen Mutter locker mit der Hand, also gut handfest anziehen. Bei Emil Schwarz ist die obere Lagerschale, Dichtring und Mutter ein Teil. Obere Gabelbrücke und Standrohre montieren und diese nur oben festziehen. Nun alles wieder montieren Rad, Bremsen, Griffe also alles am Lenker und Gabel. Lenkkopfmutter anziehen 39 Nm.Nun den Lenker mehrmals von Anschlag zu Anschlag drehen, damit sich die Lagerwalzen in ihre korrekte Position setzen. Den Lenker nun voll nach rechts einschlagen, danach wieder auf halb eingeschlagen stellen. Der Lenker sollte zurückfallen. Nun auf geradeaus stellen und danach auf halb eingeschlagen. Hier sollte der Lenker stehen bleiben. Diese Einstellung aber immer nur mit angezogener Steuerkopfmutter testen.
Ich hab ausserdem immer noch überprüft, ob das Lenkkopf Spiel hat. Also vor das Bike stellen und die Gabel vor und zurückdrücken. Dazu hab ich immer kurz die unteren Gabelklemmungen geklemmt.

Wenn man nun mit der Einstellerei fertig ist, können die unteren Gabelklemmungen richtig festmachen werden. Jetzt erst sollte man einen Fahrversuch unternehmen. Falls das Lenkkopflager zu streng eingestellt ist, kann man bei ca 50-80 km/h nicht sauber geradeaus fahren. Demzufolge ein wenig lösen und wieder testen.