Umbau von Serienscheinwerfer auf DE-Scheinwerfer

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Roadrunner
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Umbau von Serienscheinwerfer auf DE-Scheinwerfer

Beitragvon Roadrunner » 22.09.2008, 10:22

Von Raven erstellt und lediglich von mir hier her Kopiert !

Ein Herzliches Danke Schön an Raven !!!!


Hallo zusammen!

Hier nun, wie versprochen, der Bericht zu meinem Kanzelumbau mit DE-Scheinwerfern, samt Testbericht.

Zunächst will ich einmal für diejenigen, die nicht wissen was genau ein DE-Scheinwerfer ist, diesen etwas zu erklären.

KLÄRUNG BERGRIFF „DE-SCHEINWERFER“

DE steht für dreiachsiger Ellipsoid und bezeichnet die Form der Reflektorflächen. Es ermöglicht Scheinwerfer in besonders kleiner Bauart aber mit hoher Lichtleistung herzustellen. Sie können im Prinzip mit Dia-Projektoren verglichen werden, daher werden sie auch als Projektions-Systeme bezeichnet (Im Gegensatz zu Reflektions-Systemen).

Abbildung:
Bild
Die Hell-Dunkel-Grenze wird durch eine Blende erzeugt. Diese verhindert, dass man den entgegenkommenden Verkehr blendet. Eine Linse übernimmt die Funktion des Objektivs und projiziert die Lichtverteilung auf die Straße.

Beim Fernlicht ist dieses Blech nicht vorhanden.

Beide Scheinwerfer (Fern- und Abblendlicht) sind mit Standlicht-Leuchten versehen.

Im Gegensatz zu dem Serienscheinwerfer wird der DE-Scheinwerfer bei Betrieb heisser als gewohnt. Deshalb sollte man beim Einbau darauf achten, alle umliegenden elektrischen Leitungen umzuverlegen oder gegen die Wärme zu schützen.


ABÄNDERUNG DER KANZEL

Um die Scheinwerfer in die Kanzel einzubauen, muss logischerweise zunächst die Öffnung für den Serienscheinwerfer verschlossen werden. Hierzu benutzt man Glasfasermatten und Epoxydharz oder Polyesterharz. Ich habe mich für Polyesterharz entschieden.

Bevor die Öffnung verschlossen werden kann, sollte die Kanzel im Klebebereich völlig von Farbe befreit werden, da sich sonst das Harz nicht an dem Kunststoff der Kanzel haftet.
Am besten schleift man die betroffenen Stellen mit grobem Schleifpapier (80ér Körnung) und entfettet diese im Anschluss mit Silikonentferner.

Nun kann man die zuvor in Form geschnittenen Fasermatten einkleben. Die erste Matt kann man am besten auf einer nicht haftenden Oberfläche mit Harz beschichten und diese dann von innen in die Kanzel einlegen. Alle folgenden Schichten können im trockenen Zustand auf die noch feuchte und klebrige Vorschicht aufgelegt werden. Diese sollte dann was die Weberichtung der Faser angeht, um 45 Grad gedreht aufgeklebt werden, um die Festigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Torsion zu gewährleisten. Die neu aufgeklebte Schicht dann wieder mit Harz bestreichen. Diesen Vorgang wiederholt man solange, bis man die Materialstärke der Kanzel erreicht hat.

Wenn alles so klappt, wie beschrieben, dann sollte das Ergebnis etwa so aussehen:
Bild Bild
Nun kann man damit beginnen, die entstandene Fuge zwischen Kanzel und Fasermatte aufzufüllen. Dieses habe ich mit Spachtelmasse aus dem KFZ-Bereich gemacht.
Hierbei darauf achten, dass der Spalt komplett gefüllt wird, da sonst beim Nachschleifen an der Stelle Löcher bleiben, die dann nachgefüllt werden müssen.
Besser also gleich richtig machen und doppelte Arbeit sparen.

Hat man den Spalt dann ringsum verschlossen, beginnt man damit, den Übergang zwischen Kanzel und Laminat anzupassen. Dieses erreicht man durch Glattschleifen der Masse.
Beginnend mit 200`er Schleifpapier solange, bis alles perfekt aussieht. Danach alles mit 600èr Papier schön glätten.

Nach Beendigung dieser Arbeit kann man nun die Gesamtoberfläche verfeinern.
Ich habe dieses mit Füllspachtel aus der Dose gemacht.
Füllspachtel aufsprühen, 20 bis 30 Minuten warten, glatt schleifen mit 600ér Papier.
Diesen Vorgang wiederholt man solange, bis die Oberfläche schön glatt aussieht.

Nun sollte Eure Kanzel etwa so aussehen:
Bild
Die Grösse der Scheinwerfer bestimmt nun die Grösse und Lage der Scheinwerferbohrungen.
Hierfür kann ich leider kein Patentrezept liefern.
Ist eine fummelige und nervenraubende Mess- und Augenmassgeschichte und es hat lange gedauert, bis ich die optimale Position gefunden hatte.
Ich sage nur soviel, es ist zwar eng, aber es passt!

Da man die Scheinwerfer sowohl in der Höhe, als auch in der Richtung links, rechst einstellen können soll, muss die Öffnung etwas größer werden, als der Scheinwerferrand.

Um zu verhindern, dass man bei eingebauten Scheinwerdern zwischen dem Spalt in die Kanzel schauen kann, empfiehlt es sich, von innen ein Rohr aus Glasfasermatten einzulaminieren. Dieses macht nur beim oberen Scheinwerfer Sinn, da der Spalt beim unteren aufgrund der Wölbung der Kanzel zu klein ist.

Zur Herstellung des Glasfaserrohres, kann man Matten mit Harz auf eine Colaflasche (die aus Plastik) o.ä. aufkleben.
Dadurch erhält man perfekt runde Rohre. Die Colaflasche nach Aushärtung des Rohres einfach mit einem Cuttermesser aufschneiden und das Rohr herunterziehen.

Das Rohr muss nun an die innere Rundung der Kanzel angepasst werden und wird dann von innen mit Harz angeklebt. Die Rohrlänge richtet sich nach dem Abstand des zu verbauenden Scheinwerfers zur Kanzel.
Anschliessend dann alle Fugen mit Spachtelmasse und Füllspachtel beseitigen.

Nach Vollendung dieser Schritte könnte es etwa so aussehen:
Bild
Nach Auftragen einer Grundierung kann dann die Kanzel lackiert werden.


BEFESTIGUNG DER SCHEINWERFER

Zur Befestigung der Scheinwerfer gibt es zwei Möglichkeiten.
Ich habe mich damals aus Mangel an Erfahrung für die umständliche entschieden.

Ich habe von Innen zwei aufrecht stehende Befestigungswände aus Glasfasermatten eingeklebt. Zwischen diese habe ich dann zwei selbstgebaute Scheinwerferaufnahmen aus Aluminium einsetzt, welche mit zwei M10-Schrauben angeschraubt sind.
Hierdurch kann man nun die Scheinwerfer in der Höhe einstellen.
Ein Nachteil besteht nun darin, dass man kaum horizontal etwas einstellen kann.
Ferner ist das Einstellen eine reine Fummelsache, da man den Scheinwerfer einstellt und dann die Schrauben noch festziehen muss.
Wenn man sich nun vorstellt, wie wenig platz in der montierten Kanzel ist und man sich klar macht, dass man mit zwei Schraubenschlüsseln arbeiten muss, ist das ganze schon eine nervige Angelegenheit.
Ich habe leider keine Fotos davon, deshalb habe ich eine Handskizze dazu angefertigt:
Bild
Die weitaus bessere Möglichkeit besteht darin, für jeden Scheinwerfer von innen 4 Gewindestangen stehend einzulaminieren.
Auf diese Gewindestangen schiebt man dann Federn nach der Feder dann eine Unterlegscheibe (Karosseriescheibe) und auf diese Konstruktion dann den Scheinwerfer, gefolgt von erneuten Unterlegscheiben und selbstsichernden Gewindemuttern.

Funktion:

Die Feder drückt den Scheinwerfer von der Kanzel weg, gegen die Mutter und hält ihn in dieser Position.

Vorteil:
Durch die vier Befestigungspunkte ist der Scheinwerfer in alle vier Richtungen einstellbar und man benötigt durch die selbstsichernde Mutter nur einen Schraubenschlüssel zur Justierung.
Ausserdem ist diese Befestigungsweise Platzsparender, als die mit den Scheinwerferaufnahmen.

Skizze:
Bild

ELEKTRISCHER ANSCHLUSS

Der Serienstecker vom Motorrad zum Serienscheinwerfer ist dreipolig.
Einer ist der Massepol, einer der Pluspol für das Abblendlicht und einer der Pluspol für das Fernlicht.

Man muss also die Massekabel der DE-Scheinwerfer miteinander verbinden und mit einem Flachstecker aus dem Elektrozubehör (siehe Skizze) in den Massepol des Seriensteckers stecken.

Skizze Flachstecker:
Bild
Nun steckt man den Pluspol des Abblendlichtes und des Fernlichtes in die dafür vorgesehenen Steckplätze, ebenfalls mit Hilfe von Flachsteckern.

Was das Standlicht betrifft, habe ich beide mit dem Serienstecker für das Standlicht verbunden. Hierdurch leuchten im Normalbetrieb auch der obere Fernlichtscheinwerfer. (etwas dunkler)
Ist reine Geschmackssache. Wer es nicht mag, schliesst nur ein Standlicht an.

EINSTELLEN DES LICHTKEGELS

Die horizontale Ausrichtung sollte so gewählt werden, dass der Lichtkegel mittig zur Fahrtrichtung zeigt. (ein gesundes Augenmass reicht da aus) Der Bereicht zum rechtsliegenden Gehweg mit beleuchtet sein; wichtig damit man Fussgänger im Dunklen eher erkennen kann, die am Strassenrand stehen. Hierfür Steigt der Lichtkegel beim Abblendlicht serienmässig nach rechts hin an. Das ist auch bei den DE´s so.

Zur senkrechten Ausrichtung gibt es folgende Richtlinie.

Man stellt das Motorrad 5m von der Mitte des Vorderrades entfernt vor eine Wand und misst die Höhe des einzustellenden Scheinwerfers.
Diese Höhe überträgt man mit Kreide o.ä. auf die Wand.
Fünf Zentimeter unter dieser Markierung macht man eine weitere.
Hier soll im optimalen Zustand die Hell-Dunkel-Grenze des Lichtkegels liegen.

Um das zu kontrollieren, setzt sich der Fahrer auf das Motorrad und belastet es mit seinem ganzen Körpergewicht;
Das heisst auch die Füsse auf die Fussrasten stellen, während ein Helfer das Motorrad stützt.
Bild
Wie in der Abbildung endet der Lichtkegel 5cm unter der ersten Markierung und steigt nach rechts wieder an. So sollte der Gegenverkehr nicht geblendet werden.

ACHTUNG!!!
Auf jeden Fall sollte die korrekte Einstellung nochmals durch eine kundige Fachwerkstatt nachkontrolliert werden!


VORSTELLUNG BEIM TÜV

Da die bauart-zugelassenen DE-Scheinwerfer für Motorräder das E-Prüfzeichen haben, ist eine Abnahme durch den TÜV nicht notwendig. Trotzdem sollten die o.g. Punkte zwingend eingehalten werden, um eine Verkehrssicherheit zu gewährleisten.
Wenn die Scheinwerfer nicht die geforderten Bedingungen erfüllen, erlischt die Betriebserlaubnis und bei einer Fahrzeugkontrolle droht eine hohe Geldstrafe, unter Umständen sogar der Führerscheinentzug!


SCHEINWERFER IM ALLTAGSTEST

Die Scheinwerfer haben trotz ihrer Baugrösse eine enorme Lichtausbeute und die Hell-Dunkel-Grenze ist klarer definiert als bei Serienscheinwerfern.
Durch die Linse strahlt der Scheinwerfer extrem hell und bietet eine hervorragende Signalwirkung im Strassenverkehr.

Hier ein Beispiel bei Tag:
Bild

Normalbetrieb: Unten das Abblendlicht, oben das Fernlicht mit Standlicht.

Bild

Lichthupe/Fernlicht: Oben das helle Fernlicht, unten das Abblendlicht


Die Blendwirkung des Gegenverkehrs ist beim DE-Scheinwerfer geringer und der Bereich vor dem Motorrad wird viel heller ausgeleuchtet.

Beispiel hier bei Nacht:
Bild Bild
Serienscheinwerfer

Bild Bild
DE-Scheinwerfer


NACHTEILE
Mir ist während meiner Testphase im Grunde nur ein Punkt aufgefallen, an dem ich noch Nacharbeiten muss.
Wenn man während oder nach einer Ausfahrt eine Pause einlegt, sollte man das Motorrad dringend nicht in die Sonne stellen!
Warum?
Ganz einfach! Wie wir bereits erfahren haben, arbeiten die Scheinwerfer mit einer Linse.
Diese Linse bündelt das Licht. Ja, auch das Sonnenlicht!
Wenn nun das Sonnenlicht ungünstig auf die Linse trifft, wird es wie in einem Brennglas gebündelt und auf das innere Rohr der Kanzel gelenkt.
Was dann geschieht ist bei einer schwarzen Lackierung ganz klar! Der Lack fängt an zu schmoren! (siehe Bild)

Bild

Die weissen Punkte sind die Stellen, an denen sich das Sonnenlicht bereits durch den schwarzen Lack gebrannt hat.

MEIN TIP:
Diesem Effekt lässt sich im Grunde ganz einfach durch aufbringen von Spiegelfolie zuvorkommen.


FAZIT:

- Der Umbau war zeitaufwändig und kompliziert und ist für unerfahrene Schrauber nicht zur Nachahmung empfohlen.
- Der Wiedererkennungswert der Maschine ist enorm und die Signalwirkung im Strassenverkehr optimal!
- Die Lichtausbeute ist gegenüber dem Serienscheinwerfer mehr als ausreichend.
- Je nach Ansichtssache ist es sicherlich eine positive Änderung der Optik.
- Wenn der Brennglaswirkung auf dem Lack entgegengewirkt wird, entstehen meiner Meinung nach kaum Nachteile gegenüber der Serienbeleuchtung.

So, das war´s! Ich weiss, ist sehr lang geworden, aber ich wollte Euch alle meine Infos weitergeben. Ich hoffe ich konnte Euch Anregungen oder Lösungshilfen für Eure eventuellen Umbauproblemchen aufzeigen.

Viel Erfolg beim Werkeln!

Liebe Grüsse

Raven
NO RISK - NO FUN

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