dr.gonzo hat geschrieben:Lieber oxtoner, nochmal danke für den tollen Beitrag.
Hmm, wohl doch nicht so toll, wenn sovieles unklar ist!
dr.gonzo hat geschrieben:Ich
versuchs mal für den praktischen Gebrauch und für die Nichtraucher, ohne Chance auf ein eigenes Messgerät, zusammenzufassen.
Bitte um Korrektur!!
Alle ZZR 600 brauchen:
Bezeichnung: JASO MA oder JASO MA2 oder JASO MA3
Ganzjährlich taugliche Viskositätsklasse für in Deutschland typische Temperaturen: 10W40 (nach Bedarf entschlüsseln und anpassen)
Ich bin mir nicht sicher, dass MA3 schon in Kraft ist, sonst ja.
Wobei man bei den Viskositätsklassen ein bischen aufpassen muß: Je weiter der Bereich ist, desto mehr Zeug ist drin, das kein Öl ist, also nicht mitschmiert. Meint: Wer im Hochsommer in Jerez auf dem Motodrom die Qualifikationzeit der letzten Moto2 Quali erreichen will, ist mit einem 10W reichlich falsch. Da ist vielleicht eher 30W angesagt. Das gilt im Grunde auch für OttoNormalfahrer. Wer, außer mir, fährt noch bei -30° C? Eher ist man doch im Hochsommer auf der kurvigen Strecke unterwegs. Ich tendiere beim Öl eher zu 20W-40 und wechsel auf 10W nach dem Sommer.
dr.gonzo hat geschrieben:Qualitätsklasse: Api SH, besser noch Api SJ
Marke: egal ? (daraus folgen lediglich Werbeversprechen, die offiziell nicht geprüft werden)
Ganz genau. Noch genauer: Bei diesen Qualitäten kann man einigermaßen sicher sein, dass da keine Sachen drin sind, die für den ZZR Motor nicht geeignet sind.
Da gibt es noch etwas: Der Motor ist alt und damit auch die Dichtungen. Besonders die Kopfdeckeldichtung. Wen jetzt bei besseren Qualitäten die Detergenzien auch besser sind, dann waschen sie den Motor quasi von innen. Eine blitzsaubere Deckeldichtung fehlt dann vielleicht der Ölschlamm in den Rissen um noch zu dichten. Kann sein, muß aber nicht.
Das kann einem allerdings auch mit nagelneuer Baumarktplörre passieren! Hatte ich auch schon mal! Alter CB 400 Motor. Ölwechsel mit Herstellerspezifikationen, und nach einigen Kilometern war der vorher dichte Motor an wirklich allen Motordichtungen inkontinent. Was auch noch dazu kommt, ist das Öl, was man vorher hatte: Wenn da vorher die Additive, die den Dreck in der Schwebe halten sollen, versagt haben, dann gehen beim neuen Öl die Detergentien an die Arbeit, waschen alles aus und die Schwebstoffhelferlein arbeiten wieder am Anschlag.
dr.gonzo hat geschrieben:Öltyp (mineralische, halb-, synthetisch): egal
Sicherstellen der Kupplungstauglichkeit: Durch Einhalten der beiden aufgeführten Qualitätsklassen ?
Was den Öltyp angeht im Grunde: Ja. Die Bezeichnungen sind nichtmal definiert und auch nicht Normfähig! Das liegt daran, das alle Motorbasisöle synthetisiert wurden. In manchen s.g. synthetischen Ölen werden auch mehr oder weniger Anteile beigemischt, die aus Estern und anderem bestehen. Kann, muß aber nicht. Aber im Grunde egal, weil das Basisöl die Schmierung sicherstellen soll, nur das. Der Rest wird durch die Additive erledigt und die sind die Crux.
Die Sicherstellung der Kupplungstauglichkeit ist das A und O. Das soll durch die JASO Spezifikationen sichergestellt sein und ist es wahrscheinlich auch. Aber (immer diese Nebenbedingungen) wenn sich Ölkohle auf den Reibscheiben festgesetzt hat, die jetzt vom neuen Öl abgewaschen wird und die Kupplung jetzt endgültig verschlissen ist, dann hat das Öl nur einen vorher bereits vorhanden gewesenen Schaden sichtbar gemacht. Aber wer kennt schon den Zustand seiner Kupplung? Hat auch wieder nix mit Synthetisch oder nicht zu tun.
dr.gonzo hat geschrieben:Das Castrol Power 1 Racing 10W-50, das crick meint, ist Qualitätsklasse Api SL, somit würde (oder könnte?) die Kupplung durchrutschen?
Ja, vielleicht, selbst wenn es MA ist. L ist jedenfalls eine Spezifikation, die eben Additive enthalten kann, die bisherig verborgene Schäden sichtbar macht.
So, jetzt sind entgültig alle Klarheiten beseitigt. Vielleicht hilft ja, was ich mache: Ich wechsele Öl und Filter häufiger, als Kawa vorschlägt. Ein Grund ist, dass ich es mag, wenn durch das neue Öl der Motor ruhiger läuft und sich das Getriebe weicher schalten läßt. Und ich wechsel, bevor ich auf die Rennstrecke gehe. Hinterher natürlich auch!
Aus früherer Zeit habe ich noch einen Motor, der eigentlich auf der Rennstrecke eingesetzt werden sollte. Der ist generalüberholt. Statt der Vergaser hat er eine R6 Einspritzanlage, Motormanagement erfolgt über eine Megasquirt. Der Motor ist auf einem Prüfstand mit 112 PS gebremst worden. Die Öltemperatur lag im Schnitt bei 125°C. Öl war ein 30W50 mit Jaso MA. Gekauft haben wir das von einem Rennstall aus der Moto3 Szene. Vollsynthetische Ester, kam, glaub ich, von Liqui, muß aber nicht. Nach ungefähr 2 h laufen war die Viskosität nicht mehr 30-50 sondern etwa 25-40! Die schönen Ester waren, wie alles andere Öl auch zerhackt.
Da ich, wie ich ja schon schrieb, das ganze Jahr über fahre, und meiner Erfahrung nach bei Temperaturen unter 15 Grad der Motor nur schwer warm zu fahren ist, sammelt sich im Öl allerlei Zeug, was ich da nicht haben will. Unter anderem Wasser. Das wird vom Öl in der Schwebe gehalten um Emulsionbildung zu verhindern bis das Wasser so heiss ist, das es verdampft. So heiss wird da Öl aber vielleicht ja nicht. Irgendwann ist das Additiv am Ende und meiner Meinung nach wechsel ich, wenn eine Komponente im Öl am Ende ist. 3,7l Öl, selbst wenn es 15€ pro Liter kostet, ist doch kein Geld. Ich selbst würde nach einem Ölwechsel eines der mit den neusten Additiven versehenen Öle nur dann beim Ölwechsel in den Motor schütten, wenn ich genau wüßte, dass alle Dichtungen, - dazu gehören auch die Ventilschaftdichtungen! - in Ordnung sind. Wenn es je Malesche mit den Kupplungen gab, dann lagen die Ursachen immer bei der Kupplung. Gipfel waren an einer XJ brandneue Reibscheiben und Mitnehmer, Original Yamaha. Da waren die Mitnehmer verzogen. Bemerkung des Hökers, als ich sie reklamierte: Falsches Öl. Nur hatte ich das Öl für den Wechsel gar nicht abgelassen, Öh!
Wie ich oben schrieb, tendiere ich deutlich zu geringeren Qualitäten, so wie Kawa sie empfiehlt. Erstmal ist es billiger und ich kaufe eine zweiten Kanister und wechsel öfter. Zweitens traue ich der Mineralölindustrie nicht! Welche Additive genau im Öl sind, sagen sie einem nicht. Nur die Klassen und vielleicht die Prozente. Und drittens haben auch die Motorradhersteller die Ölwechselintervalle bei Neumotorrädern soweit verlängert, das die Ölhersteller gezwungen waren, mehr und andere Additive reinzukippen, damit das funktioniert. Der ZZR Motor ist nur keine Neuentwicklung. Der ist für Öle entwickelt, die es damals gab, bzw. kann mit den damaligen Additven um. Wäre der Motor neu, hätte ich keine Bedenken, Superduper High Tech GSXLSR da rein zu kippen.
Problem mit falschem Öl hatte ich bisher erst zweimal: In Jugendjahren hab ich wg. akuten Geldmangels das Gemisch 1:25 vom Außenborder meines Vater in mein Mofa geschüttet. Das hat mich den Kolben gekostet. Und ich habe einmal GL5 Getriebeöl statt GL4 ins Getriebe meines Gespann geschüttet. Das hat mich die Kupplungsreibscheiben gekostet. (Naja, auskochen mit Soda hat geholfen, aber gebastel ist es doch!).
@crick: Emailadresse wäre nicht schlecht, dann kommt das PDF.
Ich kapier ja, dass viele gerne hätten, es gäbe eine sichere Empfehlung. Gibt es aber nicht. Erstmal kauft man beim Öl hinsichtlich der wirklichen Qualität des Basisöls die Katze im Sack oder besser, was sich Kaufleute und Marketingmenschen ausgedacht haben. Dann spielt auch der aktuelle Zustand des Motors eine Rolle. Und den kenn ich nicht! Es gibt bei Motorradonline einen Test über Öle, da werden auch ein paar Sachen erklärt:
www.motorradonline.de/motorradzubehoer/ ... oel/462849HtH
oxtorner